Die Odilia-Quelle

Am Dorfeingang befindet sich seit vielen Jahren ein kleines Kapellchen mit Quelle und Statue der Schutzpatronin von Berg. So sollte es zumindest sein. Leider wurde die Odilia-Statue mehrmals entwendet. Oft konnte man sie zurückfinden, jedoch scheint sie jetzt für immer verschwunden zu sein. Nur das stets laufende Quellwasser und die Beckeninschrift "Gib, daß ich sehe" erinnern an die Schutzpatronin.

Geweiht wurde das Kapellchen am 9. September 1962. Aus der Naturheilkunde unserer Vorfahren geht hervor, daß man Augenleiden schon früher mit frischem, fließendem Wasser behandelte, weil dieses verhältnismäßig bakterienlos ist. 

Bereits die Zigeuner kannten vor vielen Jahren das sogenannte "Augenwasser" und kamen eigens dafür in unser Dorf gezogen. Dies beeinflußte Pastor Libert in der Wahl der Schutzpatronin.

Das Fest der Heiligen Odilia wird mit einer durch den "Berger Kirchenchor Sankt Odilia" festlich gestalteten Messe und der Reliquienverehrung durch Handberührung gefeiert. Am Abend vorher findet meistens der sogenannte Odilienball in einem der beiden Dorfsäle statt.

Weshalb gerade die Heilige Odilia Schutzpatronin des Dorfes und in Verbindung mit dem sogenannten "Augenwasser" gebracht wurde, zeigt ein kurzer Einblick in die Heiligenchronik:

Um 660 wurde dem elsäßischen Herzog Athich eine blinde Tochter geboren. Er empfand dies als Schande für sein stolzes Geschlecht und wollte das Mädchen töten lassen. Der Mutter gelang es, sie zu retten und durch eine Amme in ein Kloster bringen zu lassen. Dort erhielt Odilia bei der Taufe das Augenlicht zurück. Der Vater war aber trotzdem erst nach langem Zögern zu einer Versöhnung mit seiner Tochter bereit. An ihres Vaters Hof zurückgekehrt, gründete sie um 690 zusammen mit ihm auf der Hohenburg südwestlich von Straßburg das Augustiner-Chorfrauenstift Odilienberg und am Fuß des Berges die Frauenabtei Niedermünster. Beiden Klöstern stand sie als Äbtissin vor. Als sie 720 starb wurde sie in Odilienberg begraben. Ihre Verehrung breitete sich bereits im 9. Jahrhundert vom Elsaß in die Schweiz und nach Süddeutschland aus.

Dargestellt wird Odilia häufig als Augustinerin mit Äbtissenstab und Buch. Die Augen, ihr eigentliches Kennzeichen trägt sie auf dem Buch oder in den Händen. Manchmal sieht man sie auch mit einem Kelch, der auf ihre Todeslegende verweist. Zu ihren Füßen kann in Flammen auch ihr Vater knien, dessen Seele sie mit ihrem Gebet aus dem Fegefeuer erlöst haben soll.

Odilia ist die Patronin des Elsaß und von Ariesheim (Schweiz). Von Augenkranken wird sie als Schutzpatronin angerufen.

(Quelle : Das grosse Hausbuch der Heiligen von Diethard H. Klein - Pattloch-Verlag Aschaffenburg 1984)