Pastor Willy Margraff

Das Pfarrhaus war mit einem wunderschönen Kranz geschmückt und auf einem Schild stand kunstvoll "Herzlich Willkommen" geschrieben, als Pastor Willy Margraff sein Amt in der Pfarre Bütgenbach antrat.

Der 28. Priester in der Pfarrgeschichte wurde am 8. Oktober 1947 in Sankt Vith als Sohn einer der ältesten Familien der Büchelstadt geboren. Nachdem er zu Schwester Viktorine in den Kindergarten gegangen war, besuchte er in seinem Heimatort auch die Städtische Volksschule. In der Bischöflichen Schule absolvierte er die mittlere Reife und machte anschließend das Abitur am College Patronne von Eupen.

Seine Philosophiestudien absolvierte er ebenso wie Pfarrer Messerich im Seminar von Sint Truiden, die Theologiestudien schlössen sich im Seminar von Lüttich an. Es folgte ein Jahr des Praktikums als Diakon in Sankt Vith, und am l. Juni 1974 wurde er, zusammen mit Walter Heyen, Karl-Heinz Calles und Jean Pohlen, zum Priester geweiht.

Im Anschluß daran war Willy Margraff in der Kaserne Ratz in Vielsalm während 15 Monaten Militärgeistlicher. Im Oktober 1975 wurde er zum Kaplan von Sankt Vith berufen, wo er von Dechant Breuer, dem Bischöflichen Vikar, bestens auf sein späteres Leben als Pfarrer vorbereitet wurde. In den ersten zwei Jahren seines Wirkens war er überdies Reserve-Militärgeistlicher in Vielsalm.

Willy Margraff war schon als kleiner Junge Mitglied der Sankt Vither Chiro-Jugendgruppe. Hier hat er sämtliche Stadien der Mitgliedschaft durchgemacht und avancierte schon als Diakon zum Präses der Gruppe und damit zum eigentlichen Hauptverantwortlichen. Insgesamt war er 24 Jahre lang in der Chiro, hat viele Leiter, doch noch mehr Kinder und Jugendliche "in Händen" gehabt. Er wurde durch diese Tätigkeit sehr bekannt und erwies sich als ein Kinderfreund besonders herzlicher und fürsorglicher Art. Es gibt in den vielen Jahren kaum ein Sankt Vither Kind, das nicht zu irgendeinem Augenblick Zuflucht zu ihm gesucht hätte.

In der Maria-Goretti-Schule war er Religionslehrer und Seelsorgeanimator, und auch an anderen Sankt Vither Schulen hat er Religionsunterricht erteilt. Zudem war er Animator der Katechetengruppe der Religionslehrer der Primarschulen der Dekanate Sankt Vith und Büllingen im Rahmen des Institutes für Pastorale und Katechetik. Auch war er Mitglied des deutschsprachigen Seelsorgerates.

Eine andere, "weltliche" Tätigkeit übte er während vielen Jahren als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt und des 100-Dienstes aus. Hier, so meinte er, fand er ein wenig Erholung und Entspannung. Wenn irgendwo Feuer ausbrach oder ein Unfall sich ereignete, war Willy Margraff dabei, und in dieser anderen Kluft hätte wohl kaum jemand geahnt, daß es sich hier um einen Priester handelte. Doch auch sonst legte er nie großen Wert auf Äußerlichkeiten; er war und ist stets ein Mann, der mit seiner Berufung mitten unter den Menschen steht, mit ihnen arbeitet, mit ihnen feiert, und auch mit ihnen betet.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit in Bütgenbach führte er im Sommer das Pfarrfest ein, das er in regelmäßigen Abständen wiederholen möchte. Zudem setzte er mit dem Bau des Pfarrheims ein Wunschprojekt von Pastor Libert, das von Pastor Messerich wieder aufgegriffen worden war, in die Wirklichkeit um.

Das Gebäude auf dem früheren Kindergartengelände wurde im Jahre 1990 in Betrieb genommen und versteht sich in erster Linie als Vereinsheim. Musikverein, Spielmannszug, Kirchenchor, Landfrauen, Karnevalsgesellschaft, Bund der Pensionierten und Pfarrjugendgruppe finden hier ihre Probe- und Aufenthaltsräumlichkeiten. Zudem befinden sich in dieser Vereinsinfrastruktur auch noch ein Pfarrsaal, ein Meditationsraum sowie die Pfarrbibliothek, die früher in der Pfarrkirche selbst untergebracht war. Eine Schulturnhalle wurde gleichzeitig erbaut und befindet sich im selben Gebäudekomplex.

Die Pfarre Bütgenbach beteiligte sich mit einem Betrag in Höhe von 1,5 Millionen Franken an diesem Bauprojekt. Die restlichen Kosten wurden von der Gemeinde und durch Zuschüsse abgedeckt. Während die "VoE Pfarrwerke Sankt Stephanus" die Verwaltung des Gebäudes inne hat, liegt dessen Eigentumsrecht bei der Gemeinde.

Vom Konzept her stehen einige Räumlichkeiten auch auswertigen Gruppierungen zur Durchführung von Animationen und Kursen zur Verfügung. Mit einer für Belgien stoischen Regelmäßigkeit wird das Gebäude auch einem Zweck zugeführt, der wohl zu Beginn kaum in den Vereinsstatuten verankert gewesen ist : Zu Wahlzeiten wird es nämlich immer wieder in ein Wahlbüro umfunktioniert. Ein Indiz dafür, daß das Pfarrheim für alle Aktivitäten offen ist.