Respekt bitte!

Es macht mich zunehmend nachdenklicher und bedrückter, wenn ich sehe, was momentan in der Medienwelt abläuft. Mehr und mehr gelange ich zu der Erkenntnis, dass es bei den Kernthemen garnicht um das Klima oder etwa Verkehrssicherheit oder Wahlstimmungen geht; vielmehr geht es um den Konflikt zwischen den Generationen, der geschürt und befeuert wird, wo immer dazu die Möglichkeit besteht. Und dadurch entsteht eine öffentliche Meinung, die auf Halbwahrheiten beruht, aber gebetsmühlenartig den Massen zum Fraß vorgeworfen wird.

Bei der Führerscheindiskussion erleben wir das schon seit einigen Jahren, dass jeder Verkehrsunfall mit Beteiligung einer älteren Person auf die Titelseiten gelangt, um die Thematik „Fahren im Alter“ dahingehend zu steuern, dass Senioren doch bitte ihre Fahrlizenz abgeben müssten, damit die Straßen wieder sicherer werden. Statistiken zu Unfallursachen sprechen da eine deutlich andere Sprache, interessieren aber nicht!

Dann der Hype um den Klimawandel. Das Thema ist auch hier schon längst zu einem Generationskonflikt ausgeartet, nach dem Motto „Ihr Alten habt alles falsch gemacht, und deshalb haben wir Jungen keine Zukunft!“ - Auch diese Thematik wird von sehr einflussreichen Menschen ganz gezielt gesteuert und führt dazu, dass Alt unf Jung gegeneinander aufgehetzt werden. Kein Mensch ist gegen den Schutz der Umwelt und alle sollten ein Interesse daran haben, dass unser Lebensraum erhalten bleibt. Ob wir aber den Klimawandel beeinflussen können, da habe ich, wissenschaftlichen Erkenntnissen folgend, zumindest meine Bedenken.

Eine neue Diskussion zielt jetzt in Richtung „Wahlrecht für Senioren“. Medien aus der Bundesrepublik regen an, dass Senioren ab 60 oder 70 zugunsten Jugendlichen ab 16 auf ihr Wahlrecht verzichten sollen. Auch der Belgische Rundfunk hat bereits eine dahingehende Umfrage auf dem Eupener Freitagsmarkt durchgeführt.

Geht's noch? Ich sehe in solchen Aktionen den perfiden Versuch, die Stimmung der Bevölkerung aufzuheizen und den Generationskonflikt zur Eskalation zu treiben. Eine Umsetzung solcher Hirngespinste käme einer kompletten Entmündigung der älteren Bevölkerung gleich! Diskriminierung wie aus dem Bilderbuch!

Wir brauchen keine Hetze und keine extreme Politik! Wir brauchen Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Generationen. Wir brauchen Parteien, die sich mit den Themen der Zeit befassen, auseinandersetzen und den Wahrheitsgehalt der propagierten Meinungsmachinerie kritisch hinterfragen und die dann zum Wohl der Bevölkerung einen Konsens suchen. Wir brauchen keine negative, populistische „Wir-sind-dagegen-Stimmung“, sondern eine positive, konstruktive „Wir-sind-dafür-Stimmung“! Und wir brauchen eine gehörige Portion Respekt im Umgang miteinander!

Roger Rauw, 2019