Pastor Pierre Messerich

Pastor Messerich wurde am 27. Oktober 1916 in Ayeneux bei Fleron geboren, wohin seine Eltern von Burg Reuland aus gezogen waren. Doch als der kleine Pierre vier Jahre alt war, kehrte die Familie in die Eifel zurück und wurde in Oudler ansässig.

Nach dem Besuch der Volksschule ging er nach Sankt Vith zur kurz vorher gegründeten Knabenschule. Die Studien zum Abitur und die Vorbereitungsjahre auf das Priestertum absolvierte er in Sint Truiden, ehe er zum Theologie-Studium nach Lüttich wechselte.

Aufgrund des Kriegsausbruchs mußte er sein Studium in Aachen fortsetzen, wo er am 15. Februar 1942 gemeinsam mit weiteren Seminaristen aus Ostbelgien die Priesterweihe empfing. Seine "Lehrjahre" als Pfarrer verbrachte er während rund 15 Monaten in Ouren, bevor er von 1943 bis 1945 unter Dechant Leopold Breuer als Kaplan in Sankt Vith tätig war.

Sein Einsatz für die Bevölkerung war beispielhaft. Besonders in den letzten Kriegsmonaten und nach Kriegsende zeigte Pierre Messerich deutlich, daß er Priester für alle war und keinerlei Unterschiede machte. So war er es, der unmittelbar nach der Rundstedt-Offensive im total zerstörten Sankt Vith die Ärmel hochkrempelte und gemeinsam mit einigen engagierten Gläubigen die Ruinen der Kegelbahn des Saalwesens Even zur Notkapelle umbaute.

Dies führte dazu, daß er, nachdem man ihm jede priesterliche Tätigkeit in Sankt Vith untersagt hatte, am 30. Juni zum College Saint Hadelin nach Vise versetzt wurde. Am 30. September 1947 wurde ihm dann eine Stelle als Kaplan in Eupen (Sankt Josef) zugewiesen - eine Zeit, in die unter anderem der Aufbau der Jugendgruppe und die Einrichtung der Bibliothek fiel.

Als Joseph Breuer 1958 zum Dechant von Sankt Vith berufen wurde, brach Pierre Messerich seine Zelte in Eupen ab und übernahm am 30. September des gleichen Jahres die Pfarrerstelle des späteren Bischofvikars in Faymonville.

Am 31. Juli 1967 bestimmte ihn der Bischof zum Nachfolger von Pastor Libert in der Pfarre Bütgenbach, wo er bis zu seiner Pensionierung am 15. September 1985 tätig war und unter anderem die Feiern zum 850jährigen Bestehen der Pfarre mitorganisierte.

Trotz seines "Rückzuges" aus dem Pfarrleben setzte sich der passionierte Modellbauer keineswegs zur Ruhe. Bis zu dem Zeitpunkt, als er einem langen, schweren Lungenleiden endgültig Tribut zollen mußte, war er als Seelsorger im Krankenhaus und Altenpflegeheim Bütgenbach tätig - eine Aktivität, die Pierre Messerich mit beispielhaftem Engagement und hoher Aufopferungsbereitschaft erfüllte. Er interessierte sich für die Betagten und schenkte ihnen immer ein offenes Ohr.

Die Pfarrkirche von Bütgenbach erwies sich als viel zu eng, um die rund 1200 Trauergäste aufzunehmen, die den am 28. Mai 1989 verstorbenen Pfarrer i.R. zur letzten Ruhe geleiten wollten.

So wurde die Trauerfeier für den beliebten und bis in seinen letzten Lebenswochen aktiven Priester zur eindrucksvollen Glaubensbekundung.

Bei dieser Trauerkundgebung wurde wahr, was als Sinnspruch auf dem Totenzettel von Pastor Pierre Messerich zu lesen stand : "Was einer ist, was einer war, beim Scheiden wird es offenbar."

Zwei Begebenheiten aus der Zeit, die Pastor Messerich als Priester in Bütgenbach verbrachte, sollen an dieser Stelle jedoch noch festgehalten werden, weil sie sehr gut sein Wesen und seinen Charakter darstellen. Gleichzeitig verdeutlicht gerade die Geschichte vom grauen Mantel, weshalb er bei der Bevölkerung so geschätzt und beliebt war.

Zerstreuter Professor

Pastor Messerich war ein guter Priester, auch wenn er mitunter manchmal sehr vergeßlich war. In dieser Beziehung hatte er am Sonntag, dem 25. Dezember 1966, eine wahre Pechsträhne. Als er morgens die Meßvorbereitungen traf, vergaß er, den Restbestand an Hostien zu überprüfen. Prompt gingen diese ihm dann auch während der Heiligen Kommunion aus. Er beschloß jedoch, sich den schönen Feiertag nicht durch dieses kleine Mißgeschick kaputtmachen zu lassen und seiner großen Leidenschaft zu frönen. Vergnügliche Stunden inmitten seiner Modellflug-Kollegen haben ihn dann vollends für den morgendlichen Fehler entschädigt, obschon zeitgleich in Faymonville die Eheleute Collienne-Schmitz mit ihrem Taufkind Jean-Marie und in Berg die Besucher der Sonntagabendmesse vergeblich auf die Ankunft des Herrn Pastors warteten...

Der graue Mantel

Wenn sich ein Unglück oder ein Sterbefall in einer Familie ereignete, war Pastor Messerich der erste, der sich nach den finanziellen Mitteln erkundigte und gegebenenfalls aushalf, wenn dies erforderlich war. Er selbst führte ein äußerst schlichtes Leben. Heute noch sieht man ihn in der Vorstellung mit seinem alten, grauen Mantel, den er immer trug, obschon selbiger recht dünn geworden war. Eines Tages schenkte man ihm einen schönen Mantel, der selten getragen worden und daher wie neu war.

Überschwenglich vor Glück probierte er ihn an. Er freute sich derart, daß ihm beinahe die Tränen kamen. Nur kurze Zeit später stellte er jedoch die vielsagende Frage : „Wenn ich jemanden kenne, der den Mantel nötiger braucht als ich, wärst Du mir sehr böse, wenn ich ihn weitergeben würde ?“ ... Man hat den Pastor nie mit dem neuen Mantel gesehen.